Wenn das Essen zur Qual wird.....

Die Gedanken kreisen unaufhörlich ums Essen, um Kalorien, um Nichtessen. Das Gewicht fest im Griff, der kontrollierende Blick in den Spiegel, Angst vor den Essenszeiten. Glücksgefühle, wenn ich es geschafft habe, Essen auszulassen.

 

Kontrolle das vorherrschende Thema. Oftmals befinden sich Betroffene in Umbruchsituationen, die Welt um einen herum scheint aus den Fugen zu geraten. Und in diesen turbulenten Zeiten gibt es wenigstens die Essstörung, die noch zu kontrollieren ist. Eine Konstante im Leben.

 

Essstörungen treten in den verschiedensten Varianten auf und mischen sich oftmals auch noch. Magersucht, Bulimie, Binge-Eating sind wohl die bekanntesten. Hinzukommen noch Adipositas, Othorexie und auch bei der veganen Ernährungsweise bei Jugendlichen darf man genauer hinsehen. Einstieg Nr. 1 ist immer noch die „Diät“. Gerade jetzt wo die Konfirmationen, Abschlussbälle der Tanzschule oder Schule anstehen, wollen viele noch ein paar Kilos loswerden. Oftmals unterstützt durch Eltern, die gerne mitmachen. Wer verliert nicht gerne ein paar Pfunde, bevor die Frühlingssonne die Spuren des Winters sichtbar macht. Hat man sein Ziel erreicht, können gerne noch 3-4 Kilo mehr runter. Irgendwie muss das Ziel ja gehalten werden und wenn jetzt wieder normal gegessen wird, kommen die Kilos wieder. Hier ist meistens der Punkt erreicht, an dem sich die Essstörung anfängt zu manifestieren. Verwirrung, was und wie viel gegessen werden kann.

Essen oder nichtessen – das sind „nur“ die sichtbaren Verhaltensweisen. Hinter einer Essstörung steht viel mehr. Essstörungen sind eine tiefgreifende Störung der Identität eines Menschen. D. h., dass das Bewusstsein für das Eigene, also das Unverwechselbare, das, was mich ausmacht, langsam verloren geht.

 

Mit dem schwindenden Gewicht schwindet auch meine Wichtigkeit (Anorexie). Manchmal zeigt es sich, wenn alle anderen besser wissen, was für mich gut ist. Wenn ich nicht gehört oder gesehen werden. Der Kampf zwischen Perfektion und Daseinsberechtigung (Bulimie) hat begonnen. Oft wird dann Schutz gebraucht, der sich wie ein Schutzschild (Übergewicht) zwischen die Innen- und Außenwelt schiebt. Meist begleitet von Gefühlen wie Scham und Ekel, Wut und Trauer, innere Leere breitet sich aus, ein Wechselspiel von Maßlosigkeit und Kontrolle – zentrale Themen, die in der Essstörung beachtet werden wollen.

 

Wenn Angehörige den Verdacht haben, dass das Kind eine Essstörung hat, sollte man das Thema ansprechen – ohne Vorwürfe, ohne Druck. Von ihren Sorgen erzählen, bei sich bleiben und sich auf jeden Fall Unterstützung holen.

 

Pauschalrezepte im Umgang gibt es nicht. Eine persönliche Beratung bringt Klarheit, Wissen über die Erkrankung und häufig gewinnt man die Erziehungsverantwortung zurück.